Richtig gute Eltern… Wollen wir doch alle sein, und das finde ich manchmal ganz schön schwer. Ihr auch? Was Kinder ganz sicher nicht wollen: eine Tüte Gummibärchen zur freien Verfügung. Vor dem Fernseher einschlafen satt im eigenen Bett. Ausschließlich, die Lieblingsballerinas tragen, auch bei Dauerregen und fünf Grad Celsius. Jeden Tag Nudeln mit Ketchup, schon zum Frühstück.
Wenn manche Kinder schlauer wären, als mache Kinder es sind, wenn sie verstehen könnten, was hier steht, würden sie jetzt allerdings vor Lachen vom Kinderstuhl fallen: Hä, was erzählt diese Frau Lenz da bloß? Klar wollen wir Süßes bis zum Abwinken und die Weltherrschaft!
Kinder kommen auf so viele Ideen, die sie unbedingt durchsetzten möchten. Ideen, die für Bauchschmerzen, unausgeschlafene schlechte Laune, kalte Füße und Vitaminmangel sorgen. Ich kann euch sagen, bei drei Kindern kann ich ein Lied davon singen. Kinder haben manchmal keinen blauen Schimmer davon, was ihnen schadet. Deshalb, auch deshalb brauchen sie uns. Eltern, die für sie mitdenken, die ihre Lebenserfahrung einbringen wider das kindliche Lustprinzip. Wobei„einbringen“ sich zu harmlos anhört die den Riesenkrawall, der dabei herauskommen kann. Da wären wir wieder bei den Gummibärchen. Wer lässt sich schon gerne die Gummibärchentüte abnehmen!? Ihr etwa?
Eltern müssen führen. Bloß wie?
Mütter und Väter müssen sehr oft Spielverderber sein, ihren Kindern sagen, wo es langgeht. Dafür brauchen sie Mut und Kraft. Erstens, weil die Kinder echte Herzensbrecher sind ´m die es mühelos schaffen, auch uns entzückte, willenlose Idioten zu machen. Sorry für das Wort, aber es ist nun mal die Wahrheit.
Zweitens weil autoritäre Erziehung verpönt ist das Gegenteil von zeitgemäß. Zu Recht, wenn sie so verstanden wird, wie sie sehr lange verstanden wurde. Meiner Meinung nach einfach zu lange, oder wie sehr ihr das? Zimmerarrest, ohne Umarmung ins Bett, der angeblich harmlose „Klaps auf den Po“, Liebesentzug, alles überwundene Methoden … hoffentlich.
Erst neulich war ich am Busbahnhof …
… und da sah ich folgende Situation. Da fragte der Vater seinen Dreijährigen: „Willst du den Bus nehmen, oder sollen wir die zwei Stationen laufen? Der Kleine zuckte mit den Schultern, denkt nach „Bus“, sagte er. Der Bus fährt ein. Der Papa nimmt seinen Sohn an der Hand, will einsteigen. „Nein!“ schreit der Kleine. „Lieber laufen.“ Der Bus fährt ab, lautes Geheule: „Will fahren!“
Unentschiedenheit ist auch keine Lösung. Ziehen wir Eltern uns zurück und überlassen unseren Kindern Entscheidungen, die sie überfordern, stellen wir das Rollenverhältnis zwischen Groß und Klein auf den Kopf. Wenn schon der große, starke Papa keine Ahnung hat, ob Bus besser ist oder Spaziergang, wie soll nennen wie ihn man “Max, drei, das Wissen? Wir wollen Kinder ernst nehmen, das ist richtig. Wir denken, wir müssen ihnen deshalb alles erklären, sie jederzeit mitreden lassen. Das ist falsch.
Gerade kleinere Kinder können die Tragweite erwachsener Entscheidungen nicht verstehen. Und ehrlich gesagt große Kinder manchmal auch nicht. Außerdem sind sie daran auch überhaupt nicht interessiert. Es ist ihnen völlig egal, dass ein atlantischer Tiefausläufer am Nachmittag über Kleinostheim zieht und schwere Gewitter mitbringen wird. Es reicht ihnen zu hören: „Zieh die Regenjacke an!“
Wir Eltern sind verantwortlich …
Dafür, wie der Umgangston in der Familie ist. Dafür, was auf dem Tisch steht. Dafür, dass unsere Kinder wissen, warum Schubsen blöd ist (auch wenn sie es deshalb nicht lassen). Dafür, dass Kleine gemessen angezogen sind, sich an der frischen Luft bewegen. Geduld kennenlernen, Rücksicht und alles andere, was genau uns Eltern für unser Kind wichtig ist. Das ist besserwisserisch und manipulativ?
Klar doch. Aber wir Eltern geben es nie zu. Noch brauchen unsere Kinder Besserwisser. Es gibt ein Leben nach der Kindheit, dort können junge, selbstbewusste Erwachsene die Werte der Eltern für sich dann jederzeit korrigieren.
Angenehmer ist es, wenn es harmonisch läuft in der Familie, ganz klar. Immer kann es aber nicht klappen, dazu sind die Interessen der Generationen, gerade bei unseren Kids viel zu unterschiedlich. Wir als Eltern müssen Konflikte riskieren, wenn wir sie durchsetzen wollen, was uns wichtig ist. Wir können das ohne mulmiges Gefühl tun, unsere Kinder jedoch sind viel unempfindlicher, als wir glauben. Nicht gegen Ungerechtigkeit, Überforderung oder Lieblosigkeit. Aber gegenüber klaren Ansagen, die nehmen sie, trotz Gegenwehr, Gemotze und Gemaule… sportlich. Auch weil sie mitbekommen, dass sie ihnen nutzen. Die Zeit, in der sie verträumt sein dürfen, ist kurz. Mag sein, dass wir Kinder deshalb vor Härte verschonen wollen, wo immer es uns möglich ist.
Gegenmittel? An Patentrezepte glaube ich nicht mehr. Aber diese drei Sachen können wir Mütter und Väter uns vornehmen: Keine Angst vor Fehler haben, alle guten Eltern machen welche. Den Mut zeigen, sich bei Kindern unbeliebt zu machen. Auch bei den eigenen. Viel Vertrauen setzten in das allerwichtigste, was wir zu bieten haben… in die unzerstörbare Liebe zu unserem Kind.
Habt Ihr ein Gegenmittel? Wie seht ihr das mit der Entscheidung?
9 Comments
Tanja L.
27. Juni 2017 at 12:37Ich habe zwar keine Kinder, aber ich persönlich glaube, dass Hausarrest und Handyverbot ab einem gewissen Alter durchaus angebracht sein können. Sollte ich jemals Kinder haben, habe ich mir vorgenommen, ihre Zimmer nicht mehr aufzuräumen und nur waschen, was auch in der Waschküche ist. Lieblingsshirt dreckig und liegt unterm Bett? Pech!
Wie manche Mütter ALLES tun für die Kinder finde ich ganz furchtbar! Wie sollen die Kinder denn erwachsen werden und lernen, selbständig zu sein? Ihnen alles vorzuschreiben ist sicherlich auch falsch und den richtigen Mittelweg zu finden nicht leicht. Aber den Kindern eine feste Uhrzeit vorzugeben, wann sie daheim sein müssen, auch wenn alle Freunde während der Schulzeit so lange weg bleiben dürfen, wie sie wollen? Kann das wirklich schaden? Mir hat es jedenfalls nicht geschadet. Auch nicht, dass meine Mutter EIN Essen gekocht hat und nicht vier (außer manchmal für meine Schwester, die seit Babytagen Diabetes hat). Ich kenne den einen oder anderen, der als Kind viele Freiheiten hatte und sehr verwöhnt wurde und dieses Prinz/Prinzessinengehabe mit ins 30. Lebensjahrzehnt genommen hat…
Nur wer nichts tut macht keine Fehler, meine Eltern waren auch nicht perfekt, aber gut genug, damit ich im Alter erkannt habe, was sie eigentlich alles auf sich genommen haben für uns!
Nina Moschi
27. Juni 2017 at 12:52Ich sehe es genauso wie du. Es ist schwer manchmal auch wirklich nein zu sagen und aber auch bei dem Nein zu bleiben. Aber es muss sein weil sie aus sonst einem statt dem Finger ,dem gereichten, den Arm abreißen. Es gibt kein Patentrezept weil jedes Kind anders ist und einen anderen Charakter hat. Aber wer sich seiner Verantwortung entzieht, weil er Konflikte ,Streit ,Gemaule scheut, der macht es sich wahrscheinlich am Anfang leichter aber tut dem Kind keinen Gefallen damit.
shadownlight
27. Juni 2017 at 16:28Hey, Erziehung ist immer ein schwieriges Thema, aber ich glaube, viele Eltern lernen, wenn sie mittendrin sind. Sogar Pädagogen machen noch hier und da kleine Fehler- bzw. was sind Fehler?
Respektvoll, Bestimmheit, Regeln und Liebe sind glaube ich, Zauberwörter.
Liebe Grüße!
Tanjas Bunte Welt
27. Juni 2017 at 19:35Hallo Tina-Maria
Ich bin, was meine Kindererziehung meiner Tochter angeht, noch eher altmodisch und unter Verwandten und Freunden als sehr streng bekannt. Es gibt gewisse Regeln und Grenzen, welche Kinder lernen sollten, da sie es auch im späteren Leben brauchen und es ansonsten bereut, sie ihnen nicht beigebracht zu haben. Es muss eine gute Balance sein, was echt hardcore schwierig ist. Aber auch Eltern sind nur Menschen und machen Fehler. Man sollte eben daraus lernen. Ich mag leider diese neue Erziehungsmethode – Kinder erziehen sich selbst und sollen machen was sie wollen, da sie Freiraum zur Entfaltung brauchen. Klar, es sollte Zeiten und Situationen geben, wo man sagt, ja du darfst mal machen, auch wenn sie meist dann irgendwann kommen und meinen, es war nicht richtig. Doch wenn ich sehen, wie unhöflich, ungezogen und mit wie wenig Respekt viele Kinder heutzutage mit ihrer Umwelt zugegen sind, da stellen sich mir die Haare auf.
Meine Tochter musste immer um 7 Uhr ins Bett unter der Woche, und das bis sie 12 Jahre alt war. Ich habe es nicht nur ihr zuliebe getan, sondern auch für uns Eltern, denn wenn sie mal 1-2 Stunden weniger Schlaf bekommen hatte, war sie unausstehlich, zickig und schlecht drauf. Sie hat auch erst mit 12 Jahren ihren ersten Game-Boy bekommen und ein Handy, damit sie erreichbar ist beim Nachhauseweg. Sie musste sitzen bleiben beim Essen, durfte nicht schmatzen oder spielen mit dem Essen und wichtig, richtiger Umgang mit unseren Katzen bzw. allgemein mit anderen Lebewesen. Immer Danke und Bitte sagen, nie mit dem vollen Mund sprechen und Fernsehen war unter der Woche so oder so tabu. Nur um ein paar Dinge zu nennen, für die mich die heutigen Mamas und Papas als streng ansehen. Was sie aber im nächsten Atemzug sagen, dein Kind ist so höflich und gut erzogen.
Ein tolles Thema, bei dem könnte ich ewig schreiben, aber mache jetzt einen Punkt
Liebe Grüße und nochmal danke für den tollen Beitrag
Blogzeit39
6. Juli 2017 at 17:59Hallo Tanja. Vielen lieben Dank für deine Worte. Ich finde du bist nicht streng. Genauso ist es auch bei uns. Man merkt einfach an den Kindern, woher sie kommen. Tut mir leid, dass zu sagen, aber so ist es einfach. Ein geordnetes oder ein schlampiges Elternhaus. Und es nicht leicht drei Kinder zu erziehen. Besonders schwierige ist wenn sie zudem noch teilweise Altersunterschiede dazwischen liegen. Da wären wir bei der Balance. Man muss als Eltern einfach wissen, ab wann die Grenzen gesetzt werden und dies meiner Meinung nach muss man dies sehr früh machen. Ansonsten hast man als Eltern es später schwierig und die Kinder tanzen einen auf der Nase rum. Ich selbst sehe es gerade bei einer Bekannten und ich bin froh, dass unsere Kinder nicht so sind. Liegt daran, dass wir früh gesagt haben …. So Nicht! Liebe Grüße Tina-Maria
Vesna
1. Juli 2017 at 21:22Ich glaube, da gibt es kein Rezept dafür. Wie die Kinder erzogen werden ist ein Feingefühl,das Eltern haben sollten und unterschiedlich je Kind und Situation. Allgemein finde ich, sollten die Kinder mitentscheiden aber bis zu einem gewissen Punkt. Man sollte die Kinder nicht überfordern. Ich mag wie Tanja, dieses moderne “Kinder machen lassen was sie wollen” nicht. Vor allem für die Kinder ist das nicht gut.
Liebe Grüße
Blogzeit39
6. Juli 2017 at 17:46Hallo. Ein Rezept gibt es leider nicht. Ich finde auch, wie du es geschrieben hast, das mein ein Feingefühl haben muss. Etwas leicht die “Zügeln” anziehen schadet nicht und am besten schon frühzeitig. Ich sehe es gerade bei einer Freundin. Ihrer Tochter ist 16 und macht was sie will. Früher durfte Sie alles und das hat sich bis heute wie ein roter Faden leider durchgezogen. Liebe Grüße Tina-Maria
Claudia
2. Juli 2017 at 11:30Liebevolle aber konsequente Erziehung sag ich da nur 🙂 Aber immer einfach ist das echt nicht…
Blogzeit39
6. Juli 2017 at 17:41Hallo, nein einfach ist es nicht. Es gibt immer höhen und tiefen und leider manchmal zu viele tiefen. Liebe Grüße Tina-Maria