Beim Skat bin ich bereit, jedes Risiko einzugehen. Bei den Dingen, die mir wirklich wichtig sind, weigere ich mich, die Möglichkeit des Scheiterns auch nur ins Auge zu fassen. Zum Beispiel bei meinen Kindern. Da sind Fehler einfach nicht drin.
Das ist die Theorie. Die Realität ist, dass sogar Mütter Fehler machen. Und dass die Sache nicht besser wird, wenn man sich weigert, das zu akzeptieren. So wie damals bei mir. Ich sitze total aufgelöst in der Küche meiner Freundin Sibylle. Unter Tränen erzähle ich, dass Basti, mein freundlicher, lustiger, hilfsbereiter, wunderbarer 16- jähriger Sohn Basti, der gute Noten hat und Sport macht, dass also Basti, den ich mit Liebe und nach allen Regeln einer 1000-Prozent-Mutter aufgezogen habe, mit seinem Mofa der Polizeikontrolle ausgewichen ist, und Sie 15 Minuten danach bei uns vor der Haustüre standen und das Mofa mitgenommen hatten. Sie dachten er wäre getunt (schneller gemacht). Was aber nicht der Fall war, wie sich später herausgestellt hatte.
Ich bin keine perfekte Mutter …
„Ich habe versagt“, schluchze ich. „Stimmt“, sagt Sabine ungerührt. Ich starrte sie an, Ich hatte gehofft, sie würde mir widersprechen. „Du hast 1 000 000-mal versagt, und eine Million Male warst du erfolgreich. Willkommen bei den ganz normalen Müttern. Kennst du Mütter, die nie versagt haben?“ „Ja“, schniefe ich. „ Alle Mütter von Bastis Klassenkameraden sind perfekte Mütter, und sie reden ziemlich schlecht über Mütter. Jetzt gehöre ich auch dazu, weil Basti …“
„Magst du diese Leute eigentlich?“, unterbricht mich Sibylle. „Nicht besonders.“ „Ich kenne sie nicht, aber wenn ich mit jemanden zusammenleben müsste, der so wäre, wie du eben warst, als du über die angeblich perfekten Mütter geredet hast, würde ich mich auch betrinken.“ Ich muss schlucken. „Ich lebe mit diesem Jemanden. Und ich hätte jetzt gern ein Glas Weißwein oder einen Sekt.“
„Nur wenn du dich bei Basti entschuldigst, dass du wie eine Mutter sein wolltest, die du nicht magst“, sagt Sibylle streng. „Hör auf, die perfekte Mutter vorzuspielen, die keine Fehler macht! Sei ehrlich mit dir und mit Basti.“ „Ich soll zugeben, dass ich versagt habe? Das kann ich nicht.“ „Doch, du kannst. Du bist damit gescheitert, Basti Mofabastlerei zu kontrollieren.“ Ich musste lachen. Dann sagte ich: „Ja.“ Ich bin keine perfekte Mutter. Ich muss und kann nicht alles richtig machen. Ich habe auch keinen perfekten Sohn, der alles richtig macht. Das ist okay. Erleichterung.
Bastis Roller Aktion damals, war ein Geschenk für mich. Es hat mich ehrlicher, ruhiger, mutiger gemacht. Ohne den Ballast der perfekten Mutter wurden Urteile und Ansichten darüber, was angeblich Erfolg ist und was ein Fehler oder Misserfolg, willkürlich, lächerlich und bedeutungslos.
An unserem Kühlschrank hängt ein Zitat des spanischen Dichters Antonio Machado. Eine Freundin hat es für mich mal übersetzt: „Letzte Nacht träumte ich, wunderbare Täuschungen, ich hätte einen Bienenkorb in meinem Herzen und die goldenen Bienen machten weiße Waben und süßen Honig aus meinen Fehlern und Versäumnissen.“ Basti steht eigentlich nicht auf Poesie, aber das findet er gut. Ich auch.
Versucht Ihr auch immer perfekt zu sein?
11 Comments
Filine bloggt
3. August 2017 at 11:46Perfekte Mütter gibt es ganz sicher nicht und das ist auch gut so-denn wie soll denn ein Kind von Fehlern lernen können? Wenn er eine perfekte Mutter hätte wäre das wohl nicht so gut- denke ich. Aber ich erkenne mich durchaus wieder;-). Liebe Grüße
Tina-Maria
6. August 2017 at 09:15Hallo, bis jetzt ist mir auch keine eine perfekte Mutter begegnet, das ist ich gut so. Man denkt ja immer selbst, sowas gibt es bestimmt, aber ich glaube ich kann da noch lange suchen.Lg Tina-Maria
shadownlight
3. August 2017 at 14:02Liebe Tina,
es gibt keinen perfekten Menschen und deshalb sind wir alle individuell und das ist gut so, denn das macht uns menschlich :).
Liebe Grüße!
Blogzeit39
6. August 2017 at 09:13Hallo, dass wäre ja auch sehr schlimm, wenn wir alle gleich wären 😉 Lg Tina-Maria
Sabrina
4. August 2017 at 12:48Guten Morgen. Ein sehr schöner Beitrag. Ich hatte beim Lesen Gänsehaut. Ich versuche erst gar nicht perfekt zu sein. Perfekt sein heißt alles richtig zu machen. Aber wer entscheidet, was richtig oder falsch ist? Eben, es gibt kein Richtig, also auch kein Perfekt. Letztendlich müssen wir darauf vertrauen, unseren Kindern das Bestmöglichste zu geben. Mein 17 jähriger Prinz hat auch schon Sachen abgeliefert, welche mich an mir zweifeln ließen. Sicher sind wir nicht perfekt, aber die Liebe zu unseren Kindern, die ist es – perfekt. Ich wünsche dir einen schönen Tag. Liebe Grüße, Sabrina
Blogzeit39
6. August 2017 at 09:12Hallo, ein schöner Satz “Sicher sind wir nicht perfekt, aber die Liebe zu unseren Kindern, die ist es – perfekt.” Genau das denke ich auch. Wer perfekt sein will, hat dann Kinder erzogen, die die Nase hochtragen und machen dürfen, was sie wollen. Das habe ich nun auch schon gesehen. Lg Tina-Maria
Sina
4. August 2017 at 14:59Sehr schön geschrieben – Basti hat eine wunderbare Mama und du hast einen wunderbaren Sohn und das ist eine Geschichte, die er später mal schmunzelnd seinen Kindern erzählen kann – “sei frei, wild und wunderbar” – gelernt hat er sicher daraus.
Blogzeit39
6. August 2017 at 09:08Hallo, oder ich erzähle sie einmal meinen Enkel, wenn sie man was schlimmes hören wollen, was ihr Papa so früher gemacht hat *LACH* Liebe Grüße Tina-Maria
Anja S.
14. August 2017 at 10:05Kinder erziehen ist die größte Herausforderung des Lebens. Man kann nie alles richtig und perfekt machen.
Liebe Grüße
Anja
Blogzeit39
14. August 2017 at 21:54Hallo Anja, ja das ist es und das Schöne, wenn man mehrere Kinder hat, ist ja, das es nie langweilig wird mit den Herausforderungen. Gerade bei mir, da ich beide Geschlechter habe. Lg Tina-Maria
pamelopee
15. August 2017 at 08:50Ich glaube, viele machen sich da immer viel zu viele Gedanken darüber. Ich selbst bin so, wie ich bin. Impulsiv, launisch und nach manchen Maßstäben gemessen, bestimmt eine schlechte Mutter. Aber meine Kinder sind glücklich mit mir. Sie sind intelligent, kreativ und witzig. Wir nehmen einander, wie es gerade kommt.
Komm du gut durch die Woche!
Pamela